Vom grauen Wolf zum Haustier
der Hund entwickelt sich, um für die Ihm zugewiesenen Tätigkeiten funktional zu sein

All die unterschiedlichen Hunderassen, die es heute gibt (canis familiaris), mit ihrem typischen Aussehen und Verhalten, stammen allesamt vom grauen Wolf ab (canis lupus), und verdanken ihr Dasein einem einzigartigen Auslese- und Anpassungsprozess. Diese Entwicklung, die den Wolf in einen Hund verwandelt hat, ist stark mit der Geschichte der Menschen und der Menschheit verbunden.

Die Beziehung zwischen dem Menschen und dem Hund ist faszinierend, eine Art gegenseitige symbiotische Co-Evolution. Alles fing vor etwa 140.000 Jahren, als die die ersten nomadischen Jaeger die Wölfe domestizierten, höchstwahrscheinlich indem sie ihre Beute mit ihnen teilten. Es ist nicht ganz klar, ob alle Hunderassen von ein und derselben Wolfspopulation abstammen, oder, was wahrscheinlicher ist, von verschiedenen Wolfsstämmen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten dieselbe Entwicklung durchmachten. Die Wissenschaftler vermuten, dass die erste Domestikation vor etwa 15.000 Jahren in China stattfand.

Als das Leben der Menschen sesshaft wurde und eine neue ökologische Nische entstand (ein Dorf), wurde das Ausleseverfahren noch strenger. Die Siedlungen wurden gleichzeitig eine Art Mülhausen, wo viele Essensreste zu finden waren, und die Wölfe, die sich einen Zugang dazu verschaffen konnten, hatten einen klaren Vorteil. Durch ihre Bereitschaft, näher zur Siedlung und den Menschen zu kommen, wurden diese Wölfe zu “Müllsammlern”, den Prototypen der modernen Hunde. Später, als Folge natürlicher Auslese, wurde der Urhund immer kooperierender, bis er schließlich das Bewachen der Siedlung übernahm. Seitdem wurde der Hund einer ganzen Reihe sorgfältiger Selektionsprozesse unterzogen, um verschiedenste Aufgaben zu erfüllen. Im Laufe der Jahrtausende wurden bestimmte genetische Eigenschaften, die in der Wildnis unvorteilhaft, in einem anthropischen Kontext aber von unschätzbarem Nutzen waren, gesucht, kultiviert und verstärkt.

Auf dem Europäischen Kontinent waren es zuerst die Antiken Roemer, die eine erste Rassenunterteilung entwickelt und kodifiziert haben. Von großen Kampfhunden, über Herdenschutzhunde bis zu schnellen Jagdhunden und sogar winzigen „Taschenhunden“ gab es so die ersten Rassen. Die Beziehung zum Menschen, die auf gegenseitigem Vorteil basierte, hat die Hunde unterschiedlichen Aussehens und Charakters geformt, die jeweils eine andere Aufgabe erfüllen mussten. Das ist die Quintessenz des Hundes, und fast immer ist sein körperliches und seelisches Wohlsein an eine Zusammenarbeit mit Menschen gebunden. Die moderne Hundezucht scheint diesen Grundsatz zu vergessen, oder schlimmer noch, absichtlich zu ignorieren. Ohne jemand bestimmten zu beschuldigen, möchte ich an dieser Stelle nur kurz anmerken, wie die Arbeit, die über Jahrtausende hinweg geführt wurde, in sehr kurzer Zeit zunichte gemacht wird.


Der Arbeitshund
des Menschens bester Helfer und Freund

Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass die modernen Nutzhunde von ursprünglichen Herdenschutzrassen abstammen.Hunde haben die Herden ueber Jahrhunderte hinweg begleitet, als Bewacher und Treiber. Die natürliche, und später gewollte Auslese haben Temperament, Stärke, Wendigkeit, Schönheit, Anpassungsfähigkeit, Gesundheit und eine starke Menschen- und Herdenbindung hervorgebracht.

Unsere Zucht "Il Pastore Transumante" ist sich dieser Tatsachen wohlbewusst. Deshalb versuchen wir, die natürliche Maremmano-Umgebung in einem modernen Licht und mit vollem Respekt für das Tierwohlsein zu interpretieren, und so Hunde mit den Eigenschaften zu züchten, für die sie ursprünglich geschaffen wurden. Es ist sehr riskant und könnte die faszinierende Einzigartigkeit dieser Rasse in Gefahr bringen, wenn diese Hunde nur für ihre äußerliche Schönheit gezüchtet werden würden. Es ist sehr wichtig, die Selektion nicht nur auf das Aussehen, sondern in erster Linie auf die Erhaltung der natürlichen und ursprünglichen Charaktereigenschaften, die dem Hund eigen sind, zu richten.

Unsere Zucht wurde mit der Absicht ins Leben gerufen, dem Maremmano-Leben an sich wieder einen Sinn zu geben. In einer kontinuierlichen Suche bemühen wir uns ständig darum, die wertvollen morphologischen Eigenschaften mit der Arbeitsveranlagung und ausgeglichenem Charakter zu vereinen. Ein nur auf das Aussehen ausgerichtete Zucht kann die Verringerung der genetischen Variabilität und das Auftreten von Charakterproblemen zur Folge haben. Wir unsererseits versuchen, für unsere weißen Wächter eine angemessene Arbeitsumgebung zu schaffen, die ein wichtiger Bestandteil einer korrekten psycho-physischen Entwicklung ist.

Unsere Zuchtmethoden sind darauf gerichtet, gesunde und ausgeglichene Tiere auszulesen, die gut sozialisiert sind und all die typischen Maremmano-Eigenschaften vorzuweisen haben. Es ist notwendig, dem Verlust der essenziellen Rassen-Vorzüge vorzubeugen. Eine nicht artgemäße Zucht kann zu schweren Charakterstörungen führen, wie z.B. Schüchternheit oder übertrieben Aggressivität, die dieser Rasse nicht eigen sind und auf jeden Fall vermieden werden sollten. Die Selektion findet auf der Erbgut-Eben statt, aber der Phänotyp (also der Hund, wie wir ihn sehen) bedarf seinerseits der Wechselbeziehung mit seiner Umgebung. Der Hund ist also das Ergebnis einer stätigen Wechselwirkung zwischen dem Genotyp und der Umgebung, die seiner Entwicklung und seinem Charakter angemessen sein sollte.

Die Herdenschutz-Haltung des Maremmanos ist genetisch bedingt. Natürlich kann das, zusammen mit der Affinität gegenüber Schafen, Ziegen und desgleichen nicht entdeckt werden, wenn der Hund außerhalb solch eines Kontexts aufwächst, wie es in den meisten Zwingern passiert.

Und wenn diese Eigenartigkeit nicht beobachtet werden kann, kann sie natürlich auch nicht ausgelesen und weitergegeben werden. So riskiert man, innerhalb nur weniger Generationen das wundervolle Erbgut, das den Maremmano im Laufe der Jahrtausende so funktional und einzigartig gemacht hat, zu verlieren.